Zweierlei Maß für Innovationen - der gefährliche Leichtsinn

Von KI erstellt mit Microsoft Designer

Bei Apple und Tesla ist volle Überwachung cool; bei Microsoft kommt jede Vertragsänderung in den 20Uhr-Nachrichten.

Im IT-Bereich gibt es viele Produkte, die eine irritierende Markentreue bei den Anwendern hervorrufen. Immer wieder fällt auf, dass betroffene Personen oft bereit sind, offensichtliche Nachteile oder Probleme komplett zu ignorieren, wenn es darum geht, bei "Ihrem" Produkt/Hersteller zu bleiben.

Solange dies nur Befindlichkeiten betrifft, ist das zwar seltsam, aber unkritisch. Geht es aber um sicherheitsrelevante Dinge, wird es sehr schnell gefährlich.

Betrachtet man zum Beispiel Microsoft, stellt man schnell fest, dass "die Allgemeinheit" bei Microsoft furchtbar bissig auf allerlei Dinge reagiert. Da übermittelt Windows zu viele Telemetriedaten an den Hersteller; es wird der hauseigene Browser zu sehr in den Vordergrund gerückt usw.

Bei Apple ist das deutlich weniger ein Problem, wenngleich exakt die gleichen Methoden verwendet werden und in weiten Teilen sogar noch viel weitreichender gesteuert und geregelt wird. iCloud und Schlüsselbund waren schon lange fest in Apple-Hand (und im Apple-Rechenzentrum im Ausland), bevor sich Microsoft-User ganz langsam mit Cloud-Diensten angefreundet haben. Der Browser war bei Apple Safari und lange Zeit gar nicht ersetzbar.

Viele Menschen halten nach wie vor an ihrem geliebten Chrome oder Firefox fest, ohne auch nur einen flüchtigen Blick auf Edge zu werfen, der je nach Anwendungsszenario mittlerweile gravierende Vorteile bringen kann.

Ein weiteres schönes Beispiel ist Tesla: Der Sentry-Mode schafft es nach vielen Jahren seiner Existenz gerade mal zu der öffentlichen Meinung "könnte nicht datenschutzkonform sein", während die Leute sich tierisch über Überwachungskameras im Hof des Nachbarn aufregen, die zur Straße gerichtet sind. Die fahrbare Überwachungskamera aus Texas mit ständiger Cloudanbindung ist aber so cool, dass niemand sich dran stört.

Für solche Konstrukte gibt es viele Beispiele. Ein Smarthome Produkt aus dem Ausland ist per se "aus Security-Sicht eine Katastrophe", während das Made-in-Germany-Produkt ganz toll ist - auch wenn dessen Software anmutet, als wäre sie vom Sohn des Geschäftsführers als Schulprojekt programmiert und seit Jahren nicht mehr aktualisiert worden.

Einer meiner Lieblinge in puncto "Was interessiert uns schon der Kunde?" ist der Hersteller Adobe. Wer mit Medien arbeitet, kommt nicht am Megakonzern vorbei, so die landläufige (falsche) Meinung. Entsprechend verhält sich der Quasi-Monopolist: Da sind die Lizenzen so zugenagelt, dass man als legitimer User mit ständiger Gängelung beim Wechsel zwischen zwei eigenen Geräten konfrontiert ist - und dann erdreistet sich der Hersteller auch noch, Kunden von Mietabo-Lizenzen ihre lustigen Prüfgesellschaften auf den Hals zu hetzen und infrage zu stellen, dass die Lizenzen rechtskonform erworben wurden (obwohl sie als Abo beim Adobe-Partner gebucht sind).

Den Gipfel leistet man sich jetzt aber ganz neu in Acrobat, wo man die User mit künstlicher Intelligenz segnet und schnelle Zusammenfassung und allerlei sonstiges feines Zeug anbietet, ohne daran hinzuweisen, dass die Dokumente dazu in die Cloud geladen werden. Der User bekommt hierzu keine nennenswerten Warnungen, und die Funktion ist per Standard aktiv. Abgeschaltet wird sie mit vielen versierten Klicks, wenn man weiß, was dahintersteckt und es aktiv sucht. Ich bin für meinen Teil NICHT damit einverstanden, dass das PDF meiner Lohnabrechnung in der Cloud durch eine KI analysiert wird, nur weil ich es im Acrobat Reader öffne.

Auch hier wieder der spannende Unterschied in der Wahrnehmung. Bei dieser Adobe-Untat findet man hierzu bestenfalls ein paar Fachartikel in der Presse, die erklären, wie man sie abschaltet. Hätte sich Microsoft so etwas geleistet, würde darüber mit viel Tamtam in jeder europäischen Publikation berichtet. Die User stünden mit Fackel und Heugabeln in Redmond vor der Tür.

Natürlich habe ich auch Produkte und Hersteller, die ich bevorzuge - dennoch prüfe ich immer sorgfältig, ob sie für den jeweiligen Einsatzzweck sicher sind. Wenn nicht, muss ich eben auf die Nutzung verzichten. Dieses Verhalten muss ich leider oft beim Design von Umgebungen in Unternehmen vermissen.

Getreu dem Untertitel „Meinung|ungefiltert“ verzichte ich auf Befindlichkeiten aufgrund Herstellerbindungen, dem üblichen Geschäftsgebaren und sonstiger Konventionen.
Damit einher geht, dass dieser Blog meine persönliche Meinung widerspiegelt und nur diese - Euer Marc Winter.

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Kann man KI trauen?